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Auf dein Ernährungsmuster kommt es an!


Auf dein Ernährungsmuster kommt es an!

Kennst du das auch? Iss mehr diese 5 oder 10 Lebensmittel und meide folgende? Und du wirst schön, gesund und schlank werden!

Heute klären wir folgende drei Fragen: Wie gesund oder ungesund sind einzelne Lebensmittel und Stoffe tatsächlich? Wie sinnvoll ist diese auf einzelne Lebensmittel und Stoffe ausgerichtete Perspektive, die zum Mehrverzehr gesunder und zur Vermeidung von ungesunden Lebensmitteln rät? Und hilft diese Zweiteilung in erwünscht und nicht erwünscht dauerhaft zufrieden und gut versorgt zu sein?

 

Welche Lebensmittel gelten als gesund?

 

Da heute die meisten Menschen mit Übergewicht kämpfen, gelten nährstoffarme und kalorienreiche Lebensmittel als ungesund und umgekehrt werden nährstoffreiche Lebensmittel als gesund eingeschätzt. 

Grundsätzlich ist es eine gute Orientierung nährstoffreiche Lebensmittel zu bevorzugen, denn das stellt normalerweise eine gute Versorgung mit genügend Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und weiteren Stoffen wie sekundäre Pflanzenstoffe her. 

 

Es gibt keine gesunden und ungesunden Lebensmittel!

 

Allerdings hat die lebensmittelzentrierte Perspektive eine gravierende Schwäche, denn sie berücksichtigt zu wenig das gesamte Essensmuster. Aber genau darauf kommt es an, denn nur das Ernährungsmuster oder vielmehr der Lebensstil können gesund oder ungesund sein. 

 

Die Kategorie Gesundheit macht dagegen auf der Ebene eines Lebensmittels keinen Sinn, denn einzelne Lebensmittel haben bestimmte Inhaltsstoffe und chemische Eigenschaften, die je nach individuellem Bedarf mehr oder weniger die Gesundheit fördern oder eben nicht. 

 

Hier folgt ein praktisches Beispiel: Eine höhere Kaloriendichte kann je nach Energiebedarf mehr oder weniger praktisch sein.

 

Wer wenig Energie braucht, dem helfen viel Gemüse und Obst, um möglichst gut satt zu werden. Genau umgekehrt sieht die Sache aus, wenn jemand einen hohen Kalorienbedarf hat. Für diese Person ist es eben nicht ratsam den Großteil des Energiebedarfs durch Gemüse und Obst aufzunehmen, sondern verstärkt auch Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis, Kartoffeln und Nudeln zu essen. Mit einem Kilo Zucchini würde man gerade einmal 170 kcal aufnehmen!

 

Aus Perspektive des Abnehmens sind wasserhaltige und damit energiearme Lebensmittel nützlich, aber aus der Perspektive eines hohen Energiebedarfs eben nicht. Es hängt also vom Kontext, Bedarf und Ziel ab, ob ein Lebensmittel eher hilfreich oder eben hinderlich ist. Und ganz sicher sind Lebensmittel nicht gut oder schlecht, weil das ein Überbleibsel einer ursprünglich religiösen Zweiteilung in gewollt und ungewollt entspricht. 

 

Superfoods und Bösewichte

 

Wenn dagegen nur der Wert einzelner Lebensmittel betont wird, verführt das zu einem starren Ernährungsmuster, denn die Einteilung in gesund und ungesund erweckt den Eindruck, dass sich das einzelne Lebensmittel entweder positiv oder negativ auf unseren Körper auswirkt. Aus dieser lebensmittelzentrierten Sicht werden deshalb einerseits „Superfoods“ beworben und auf der anderen Seite wird die Angst vor ungesunden Stoffen wie Zucker, Salz und Co geschürt, von denen schädliche Auswirkungen drohen. 

 

Sind einzelne Stoffe schädlich oder macht die Dosis das Gift?

 

Wenn ungesund gleich schädlich ist, dann sollte ich möglichst gar keinen Zucker oder andere ungesunde Stoffe konsumieren, denn wenn der Stoff tatsächlich toxisch wäre, würde auch eine kleine Menge mich schädigen. So wie bei Zigaretten: Auch wenig Rauchen steigert bereits das Risiko für Erkrankungen. 

 

Sind Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren, etc. so schädlich wie Zigaretten? Schädigt eine kleine Menge oder der maßvolle Konsum die Gesundheit? Ganz sicher nicht! Von Transfetten und zu vielen Zusatzstoffen abgesehen sind alle als ungesund geltenden Lebensmittel in angemessener Dosis völlig unbedenklich und erweitern unsere Lebensmittelvielfalt.

 

Lässt sich unser Mikronährstoffbedarf maximieren? 

 

Mehr ist nicht besser. Wenn der Bedarf gedeckt, ist kein weiterer gesundheitlicher Benefit zu erwarten. Es ist eine U-förmige Kurve. Deshalb ist es auch nicht nötig, ausschließlich nährstoffreiche Lebensmittel zu essen, weil das nicht gesünder macht. Die Idee von Superfoods ist es, dass mehr von diesem Stoff gesünder macht. Das ist aber Wunschdenken, denn es kommt auf das richtige Verhältnis der Nährstoffe an und nicht darauf bestimmte Stoffe zu maximieren. Nach fest kommt ab! 

 

Praktisches Fazit

 

Fassen wir zusammen: Mehr nährstoffreiche Lebensmittel zu essen, ist eine gute Idee. Übertreib es aber nicht, denn auch die als ungesund geltenden Lebensmitteln haben ihren Platz in unserer Ernährung, denn sie schmecken uns! 

Mach dir klar, dass es primär auf dein gesamtes Ernährungsmuster ankommt und nicht der Verzehr oder Nichtverzehr einzelner Lebensmittel zählt. Gesundheit lässt sich eben nicht maximieren, indem einzelne Nährstoffe über unseren Bedarf eingenommen werden. Gesundheit entsteht durch ein passendes Verhältnis der Nährstoffe, weshalb in angemessener Dosis auch Zucker und Fett genossen werden können. Entscheidend ist aber, dass es zu deinem Bedarf passt.

Dann ist es wie bei einem Orchester: Je mehr Instrumente harmonisch miteinander spielen, umso reichhaltiger wird das Stück werden. Es braucht nicht nur die richtigen Zutaten oder Instrumente, sondern sie müssen auch in der richtigen Reihenfolge und im passenden Verhältnis gespielt werden. Nur auf diese Weise entsteht eine stimmige und unverwechselbare Melodie.

 

Quelle: Hahn, Ströhle, Wolters. Ernährung - Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 4. Auflage. Kapitel 3.6 Stoffwechsel der Kohlenhydrate.

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