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Stoffe haben Eigenschaften und keine Werte!


Stoffe haben Eigenschaften und keine Werte!

Lebensmittel haben bestimmte Eigenschaften. Mehr nicht! Sie können aus sich heraus nicht gesund oder ungesund sein, denn das hängt stets vom individuellen Nährstoffbedarf ab. Absurd ist es auch von guten und schlechten Lebensmitteln bzw. Nährstoffen zu sprechen, denn das sind moralische Bewertungen, die nur für menschliche Entscheidungen und Handlungen als Kategorie Sinn ergeben. 

 

Buchstabieren wir das mit Zucker aus, welcher folgende Eigenschaften hat:

 

• Purer Energielieferant aus einem Molekül Trauben- u. Fruchtzucker

• Schnell verdaulich und frei von anderen Nährstoffen

• Schmeckt süß und aktiviert insbesondere mit Fett das Belohnungszentrum

• Konserviert Lebensmittel wie Marmelade

• Hat als Füllstoff gute Backeigenschaften. 

 

Aus obigen Eigenschaften lässt sich ableiten, wann Zucker förderlich oder auf Dauer schädlich ist. Wer schnell viel Energie braucht, wie z. B. bei einer langen Fahrradtour, profitiert von einem zuckerhaltigen Getränk oder Snack, zwischendurch. Logischerweise gilt das Gegenteil, wenn kein Bedarf an Energie existiert. Das heißt also, dass es von der Stoffwechselsituation abhängt, ob die positiven oder negativen Auswirkungen überwiegen. 

 

Unser Hunger- und Sättigungszentrum mag süße Speisen. Das ist eine angelegte Vorliebe, die wir mit unserem Willen nicht außer Kraft setzen können. Wir können also nicht wollen, dass wir süße Speisen nicht mögen! Deshalb stellt sich die Frage, wie wir mit dieser Vorliebe am besten umgehen, denn unser Essverhalten wird von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst, so dass der feste Vorsatz keinen (zugesetzten) Zucker oder Fett essen zu wollen, dauerhaft nur schwer durchzuhalten ist. Und selbst wenn es gelänge, müsstet ihr ständig gegen eure inneren Impulse ankämpfen, was auch keine attraktive Lösung ist. Andererseits macht es aber auch keinen Sinn, ständig allen Impulsen nachzugeben, weil dadurch zu viel Nahrungsenergie aufgenommen würde und die sofortige Impulsbefriedigung ebenso einen faden Beigeschmack hinterließe. Was könnt ihr also tun?

 

 

Intelligenter Umgang mit zuckerhaltigen Speisen

 

Statt also Zucker oder Fett komplett meiden zu wollen, nutze ihre Eigenschaften, damit dir deine Hauptmahlzeiten besser schmecken und deine Gelüste gut genug befriedigt werde! Es geht also darum, die eigenen physischen und psychischen Bedürfnisse möglichst gut zu kennen und sie dann entsprechend mit den passenden Lebensmitteln zu befriedigen. Beispielsweise könnte ein Klecks Marmelade oder etwas anderes Süßes den Naturjoghurt mit Früchten und Müsli so lecker für dich machen, dass du das auch gerne regelmäßig isst. Genauso schmeckt Gemüse mit etwas Fett deutlich leckerer. Da wir gewöhnlich verschiedene Lebensmittel in einer Mahlzeit essen, kommt es nicht auf die einzelnen Bestandteile an, sondern die Kaloriendichte aller Lebensmittel zählt. Am Ende des Tages oder einer längeren Zeit muss eben die Energiebilanz passen, weil das die Basis unserer Gesundheit ist.

 

Wenn du insgesamt ausgewogen isst und viele nährstoffreiche Lebensmittel inkludierst, dann deckst du normalerweise deinen Mikronährstoffbedarf gut genug ab. Denke daran, dass dieser sich nicht maximieren lässt, weshalb der komplette Verzicht auf Zucker keinen Mehrwert bringt! Bei einer ausgewogenen Kost ist auch Platz für Zucker als Süßungsmittel und für Fett als Geschmacksträger.

Praktisches Fazit

Lebensmittel sind nicht gesund oder ungesund, sondern nur dein individueller Lebensstil (inklusive deines Essverhaltens) kann positive oder negative Auswirkungen auf deinen Gesundheitszustand haben. Am besten bringst du deine physischen und psychischen Bedürfnisse mit den passenden Eigenschaften von Lebensmitteln bzw. Mahlzeiten zusammen, so dass es dich genug sättigt, bekömmlich ist und schmeckt. Das ist eine lebenslange Aufgabe, denn unsere Bedürfnisse verändern sich genauso über die Lebensspanne wie auch der tägliche Bedarf situationsbedingt schwankt. Und es gibt dabei große Unterschiede zwischen uns, so dass es nicht die gesunde Ernährung geben kann, denn wir passen auch nicht alle in die gleiche Hose hinein. Das heißt also, dass wir diese Aufgabe nicht delegieren können, sondern durch Versuch und Irrtum herausfinden, was uns guttut. Das ist dann keine abstrakte Gesundheit, die darin besteht, dass ihr euch an bestimmte Regeln haltet, sondern das hat auch eine leibliche und damit wahrnehmbare Komponente, so dass ihr mit den Sinnen eure Vitalität und Zufriedenheit selbst beurteilen könnt. 

Quelle: Hahn, Ströhle, Wolters. Ernährung - Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 4. Auflage. Kapitel 3.6 Stoffwechsel der Kohlenhydrate.

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